Sonntag, 22. März 2009
Manchmal regen mich Dinge etwas auf...
Ich erinnere mich noch an etwas, was man heutzutage als LAN-Party bezeichnen würde. In einer Gruppe von 14 oder 15 Personen wurde im Netzwerk gespielt. Und nein, nicht Tetris oder Pong - Half-Life(1), zeitweise mit dem Mod Counter-Strike (damals noch die Beta 5.2), Unreal und andere ähnliche Spiele. Die Nacht hindurch. Und nein, niemand ist Amok gelaufen.

Es gab auch einen Abschnitt, spät am Abend (oder früh am Morgen, je nach dem), als wir zu 12t oder 13t in Half-Life eine Mini-Map gespielt haben. Viel zu klein für "ernsthaftes" Spielen. Man lief zwei Schritte und schon war der nächste Gegner da. Waffen sammeln? Keine Chance. Es blieb also nur die Brechstange übrig. Und ja, unter lautem gejohle haben wir uns virtuell die Schädel eingeschlagen. Es wurde kurzzeitig Jagd auf "Das Legomännchen" gemacht (weil der gerade dem Ruf der Natur folgte).

Ich bin sicher, das diese Szenen jeden Politiker, der ein Verbot solcher Spiele fordert, an den Rand eines Herzinfarktes gebracht hätten. Eine Gruppe Jugendlicher spielt "Killerspiele", bejubelt (virtuelles) Töten mit der Brechstange und denkt so gar nicht darüber nach, was da denn eigentlich auf dem Bildschirm passiert. Hmmm...

Meiner Meinung nach haben Leute ein Problem, die zwischen virtueller und realer Welt nicht unterscheiden können. Interessanterweise scheinen das mehr die Politiker zu sein, denen Graphik-intensive Computerspiele doch noch etwas fremd sind und weniger die "heutige Jugend". Ich bin, in Ansätzen, damit aufgewachsen. Und ja, auch ich habe gejubelt, wenn ich im virtuellen Raum jemand mit der Brechstange erwischt habe. Im realen Raum, außerhalb des Bildschirms, ein Ding der Unmöglichkeit!

Bin ich verroht? Das würde wohl als Argument kommen, die Jugend ist verroht (und auch ich war mal ein Teenager und war es dann wohl damals schon). Bin ich verroht, weil für mich die wilde virtuelle Jagd mit der Brechstange die emotionale Bedeutung eines Fangspiels hat? Bin ich verroht, weil für mich das Erschießen des Gegners etwas positives hat, weil mein Team dann vielleicht die Runde gewinnt? Oder habe ich einfach nur verstanden, dass die Geschehnisse auf dem Bildschirm mit der Realität kaum etwas gemein hat?

Wieso schaffe ich die Differenzierung zwischen virtuellem Raum und realer Welt, unsere Politiker mit ihren hochbezahlten Beratern aber nicht? Und warum sollen virtuelle Waffen verboten werden, obwohl damit noch niemand in der realen Welt getötet wurde? Warum wird stattdessen Beispielsweise der Besitz von Waffen nicht stärker reglementiert? Echte Waffen können auch echte Menschen töten...

Stattdessen wird auf Computerspiele eingedroschen, obwohl noch nicht einmal erwiesen wurde, ob diese wirklich einen Einfluss gehabt haben. Und wenn man schon dabei ist, warum verbietet man dann nicht Cartoons? In so manchem Cartoon geht es brutaler zur Sache als in einem Großteil der Computerspiele. Aber die dürfen schon kleine Kinder schauen.

Wenn wir gerade bei Kindern sind - was soll eigentlich der Schwachsinn von wegen Jugendschutz im Internet? Um einen Internetanschluss zu beantragen, muss man mindestens 18 Jahre alt sein, also volljährig. Wenn Anschlussinhaber für so ziemlich alles mögliche Verantwortlich sein sollen, was so mit ihrem Anschluss passiert, warum ist es dann unmöglich, dass sie auch dafür verantwortlich sind, was Minderjährige dann damit tun? Verantwortung für den Anschlussinhaber, Jugendschutz im Internet währe unnötig. Aber nein, dass Eltern Verantwortung für ihre Kinder tragen ist heutzutage ja ein Ding der Unmöglichkeit.

Aber um auf das Thema zurückzukommen, wenn "Killerspiele" wirklich Amokläufer erschaffen, warum gibt es dann nur so wenige? Ich kann mir schwer vorstellen, dass es in der heutigen Zeit viele Jugendliche gibt, die mit dem erreichen des 18. Lebensjahres noch keinen Kontakt zu einem Spiel dieses Pseudo-Genres gehabt haben. Immerhin zählt ja auch Counter-Strike dazu... Sind wir alle umgeben von potentiellen Amokläufern? Werden wir alle sterben? Zur letzten Frage die klare Antwort: Ja!

Für mich erscheinen die Politiker in ihren Forderungen teilweise hilflos, teilweise rückgratlos und teilweise beides. Hilflos, weil sie schlicht und einfach im Bezug auf Jugendliche und Computerspiele keine Ahnung haben (oder schlimmer: haben wollen). Rückgratlos, weil sie sich Lobby- und Interessensgruppen unterwerfen und gegen das schimpfen, was sich am wenigsten wehren kann - in diesem Fall die Computerspiele.

Aber dieser blinde Aktionismus geht ja generell gerade um. Ein tolles Beispiel sind da Sicherheitsgesetze, scheinbar alle frei nach dem Motto: "Wer nicht zu verbergen hat...". Aber warum sind dann ausgerechnet immer Politiker die ersten, für die viele Maßnahmen zur angeblichen "Steigerung der Sicherheit" nicht gelten sollen. Haben die etwa etwas zu verbergen?

Gut, jetzt habe ich mich genug aufgeregt.

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